Rundgang 5, Station 2: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Platz hieß im Mittelalter Rossmarkt, später Ledermarkt. Nach Abbruch des Tuchhauses und Planierung des früheren Kirchhofs erhielt die Gesamtfläche ihren heutigen Namen. Der Kirchhof hatte zunächst tatsächlich als Begräbnisstätte gedient, bis die innerstädtischen Friedhöfe nach der Reformation aufgelöst wurden; 1533 eröffnete man einen neuen Begräbnisplatz für Altstadt und Freiheit, auf dem heutigen Lutherplatz. | + | Der Platz hieß im Mittelalter Rossmarkt, später Ledermarkt. Nach Abbruch des Tuchhauses und Planierung des früheren Kirchhofs erhielt die Gesamtfläche ihren heutigen Namen. Der Kirchhof hatte zunächst tatsächlich als Begräbnisstätte gedient, bis die innerstädtischen Friedhöfe nach der Reformation aufgelöst wurden; [[1533]] eröffnete man einen neuen Begräbnisplatz für Altstadt und Freiheit, auf dem heutigen Lutherplatz. |
− | Die Marktgasse verband die Marktplätze der Freiheit und der Altstadt miteinander. Bis 1943 war sie neben der Obersten Gasse eine der Hauptgeschäftsstraßen der Freiheit. Als Verkehrsverbindung war sie indessen schon im späten 19. Jh. unzureichend geworden: In den oberen Abschnitten rund 8m breit, maß sie unweit des | + | Die Marktgasse verband die Marktplätze der Freiheit und der Altstadt miteinander. Bis 1943 war sie neben der Obersten Gasse eine der Hauptgeschäftsstraßen der Freiheit. Als Verkehrsverbindung war sie indessen schon im späten 19. Jh. unzureichend geworden: In den oberen Abschnitten rund 8m breit, maß sie unweit des [[Altmarkt]]s sogar nur ca. 5-6m. Die Straßenbahn fuhr deshalb nur eingleisig in die [[Marktgasse]] und nahm dann einen großen Umweg durch Graben, [[Schlossplatz]] und [[Brüderstraße]]. |
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Version vom 2. August 2012, 17:16 Uhr
Station 2: Martinsplatz nach dem Abbruch des Tuchhauses
Die Ansicht zeigt den Martinsplatz nach dem Abbruch des Tuchhauses 1833/34. Die Nutzung als Tuchhaus war nicht mehr zeitgemäß, der Weinkeller mit dem Fall des städtischen Schankmonopols 1830 geschlossen worden, und vor allem wollte man die Martinskirche freistellen. Denn jene Zeit besaß kein Verständnis mehr für die Feinfühligkeit mittelalterlicher Stadtplanung: So hatte das Tuchhaus, das genau die Nordfront der Marktgasse fortsetzte, nicht nur eine geschickte Überleitung zwischen Gasse, Marktplatz und Kirchhof gebildet; das niedrigere Gebäude steigerte auch die Wirkung der dahinter aufragenden Martinskirche und verdeckte sie teilweise – ihre ganze Größe erschloss sich dem überraschten Besucher erst beim Betreten des Kirchenraums.
Der Platz hieß im Mittelalter Rossmarkt, später Ledermarkt. Nach Abbruch des Tuchhauses und Planierung des früheren Kirchhofs erhielt die Gesamtfläche ihren heutigen Namen. Der Kirchhof hatte zunächst tatsächlich als Begräbnisstätte gedient, bis die innerstädtischen Friedhöfe nach der Reformation aufgelöst wurden; 1533 eröffnete man einen neuen Begräbnisplatz für Altstadt und Freiheit, auf dem heutigen Lutherplatz. Die Marktgasse verband die Marktplätze der Freiheit und der Altstadt miteinander. Bis 1943 war sie neben der Obersten Gasse eine der Hauptgeschäftsstraßen der Freiheit. Als Verkehrsverbindung war sie indessen schon im späten 19. Jh. unzureichend geworden: In den oberen Abschnitten rund 8m breit, maß sie unweit des Altmarkts sogar nur ca. 5-6m. Die Straßenbahn fuhr deshalb nur eingleisig in die Marktgasse und nahm dann einen großen Umweg durch Graben, Schlossplatz und Brüderstraße.