Rundgang 5, Station 1: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Bau der [[Martinskirche]] war [[1343]] schon im Gange, kam aber wegen Geldmangels nur schrittweise voran; nach mehreren Bauabschnitten konnte die (ursprünglich verputzte) Kirche erst 1462 vollendet werden, und noch immer fehlten die Türme. Der Südturm erreichte 1483-87 den ersten Umgang, und 1564-65 setzte man die achteckigen Aufbauten für Glockenstuhl und Türmerwohnung auf. | Der Bau der [[Martinskirche]] war [[1343]] schon im Gange, kam aber wegen Geldmangels nur schrittweise voran; nach mehreren Bauabschnitten konnte die (ursprünglich verputzte) Kirche erst 1462 vollendet werden, und noch immer fehlten die Türme. Der Südturm erreichte 1483-87 den ersten Umgang, und 1564-65 setzte man die achteckigen Aufbauten für Glockenstuhl und Türmerwohnung auf. | ||
An der Kirche bestand ab [[1366]] ein Chorherrenstift aus 12 Kanonikern, das von Landgraf Heinrich II. und seinem Sohn Otto gegründet und dotiert worden war. Zahlreiche Geistliche des Stifts waren zugleich in Verwaltungsämtern am Kasseler Hof tätig. [[1429]] wurde das Gotteshaus sogar zur Wallfahrtskirche, als Landgraf Ludwig I. ein angebliches Stück des hl. Kreuzes von einer Pilgerfahrt mitbrachte. Die Reformation [[1526]]/27 brachte jedoch die Auflösung des Stiftskollegiums und das Ende der Wallfahrten. Nun erhielt der oberste Geistliche der Kasseler Diöseze (Superintendent) seinen Sitz an der Martinskirche; heute ist sie Predigtstätte des ev. Bischofs von Kurhessen-Waldeck. Mit der Reformation bestimmte Landgraf Philipp die Kirche auch zur Grablege des Fürstenhauses, und bis [[1782]] sind in ihren Grufträumen 68 fürstliche Verstorbene beigesetzt worden. | An der Kirche bestand ab [[1366]] ein Chorherrenstift aus 12 Kanonikern, das von Landgraf Heinrich II. und seinem Sohn Otto gegründet und dotiert worden war. Zahlreiche Geistliche des Stifts waren zugleich in Verwaltungsämtern am Kasseler Hof tätig. [[1429]] wurde das Gotteshaus sogar zur Wallfahrtskirche, als Landgraf Ludwig I. ein angebliches Stück des hl. Kreuzes von einer Pilgerfahrt mitbrachte. Die Reformation [[1526]]/27 brachte jedoch die Auflösung des Stiftskollegiums und das Ende der Wallfahrten. Nun erhielt der oberste Geistliche der Kasseler Diöseze (Superintendent) seinen Sitz an der Martinskirche; heute ist sie Predigtstätte des ev. Bischofs von Kurhessen-Waldeck. Mit der Reformation bestimmte Landgraf Philipp die Kirche auch zur Grablege des Fürstenhauses, und bis [[1782]] sind in ihren Grufträumen 68 fürstliche Verstorbene beigesetzt worden. | ||
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Bis [[1803]] hatte in der Bildmitte ein großes Bassin bestanden, das als Pferdeschwemme und Feuerlöschteich diente. In der neuen Umfriedung von 1818 erkennt man einen kleinen Laufbrunnen mit Druselwasser. | Bis [[1803]] hatte in der Bildmitte ein großes Bassin bestanden, das als Pferdeschwemme und Feuerlöschteich diente. In der neuen Umfriedung von 1818 erkennt man einen kleinen Laufbrunnen mit Druselwasser. | ||
Version vom 6. August 2012, 20:27 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Station 1: Martinsplatz
Der heutige Martinsplatz war das urbane Zentrum der 1330 gegründeten Freiheit, mit Kirche, Kirchhof, Rathaus und Marktplatz. Durch die Vereinigung der drei Kasseler Städte 1378 verlor das Rathaus zwar seine rechtliche Funktion, diente aber weiterhin als Verkaufshalle; ein 1421 errichteter Neubau erhielt 1586 sein endgültiges Erscheinungsbild und wurde als Kauf- oder Tuchhaus bezeichnet, gemäß dem wichtigsten Handelsartikel.
Der Bau der Martinskirche war 1343 schon im Gange, kam aber wegen Geldmangels nur schrittweise voran; nach mehreren Bauabschnitten konnte die (ursprünglich verputzte) Kirche erst 1462 vollendet werden, und noch immer fehlten die Türme. Der Südturm erreichte 1483-87 den ersten Umgang, und 1564-65 setzte man die achteckigen Aufbauten für Glockenstuhl und Türmerwohnung auf. An der Kirche bestand ab 1366 ein Chorherrenstift aus 12 Kanonikern, das von Landgraf Heinrich II. und seinem Sohn Otto gegründet und dotiert worden war. Zahlreiche Geistliche des Stifts waren zugleich in Verwaltungsämtern am Kasseler Hof tätig. 1429 wurde das Gotteshaus sogar zur Wallfahrtskirche, als Landgraf Ludwig I. ein angebliches Stück des hl. Kreuzes von einer Pilgerfahrt mitbrachte. Die Reformation 1526/27 brachte jedoch die Auflösung des Stiftskollegiums und das Ende der Wallfahrten. Nun erhielt der oberste Geistliche der Kasseler Diöseze (Superintendent) seinen Sitz an der Martinskirche; heute ist sie Predigtstätte des ev. Bischofs von Kurhessen-Waldeck. Mit der Reformation bestimmte Landgraf Philipp die Kirche auch zur Grablege des Fürstenhauses, und bis 1782 sind in ihren Grufträumen 68 fürstliche Verstorbene beigesetzt worden.
Bis 1803 hatte in der Bildmitte ein großes Bassin bestanden, das als Pferdeschwemme und Feuerlöschteich diente. In der neuen Umfriedung von 1818 erkennt man einen kleinen Laufbrunnen mit Druselwasser.