Neue Stiefel von den Amis: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Ria Ahrend | + | [[Ria Ahrend]] (76), geborene Koch, stammt aus [[Großenritte]] und lebt in [[Altenritte]]. Sie hat fünf Bücher veröffentlicht, teilweise in Mundart, die zumeist vergriffen sind. Ahrend schlüpft auch seit Jahren ins Kostüm der Grimm'schen Märchenlieferantin [[Dorothea Viehmann]], fotografiert und filmt Viele Beiträge der Autorin laufen im Bürgerfernsehen Offener Kanal Kassel, in der HNA war schon manches ihrer Fotos zu sehen. Ahrend -verheiratet, drei Kinder, sechs Enkel - ist gelernte Versicherungskauffrau. Sie arbeitet noch immer in der Druckerei der Familie mit. |
− | * Zu unserer historischen Serie, für die bisher Adam Ritze (75) aus [[Hertingshausen]] schrieb, trägt Ria Ahrend aus Altenritte nun einige Folgen bei. Die 76-Jährige ist in Großenritte geboren und aufgewachsen, viele kennen sie als Buchautorin und Darstellerin der Märchenfrau Dorothea Viehmann. Ahrends Beiträge stammen aus ihrem Band „Rote Kirschen ess' ich gern", der 1997 erschien und inzwischen vergriffen ist. | + | * Zu unserer historischen Serie, für die bisher Adam Ritze (75) aus [[Hertingshausen]] schrieb, trägt Ria Ahrend aus Altenritte nun einige Folgen bei. Die 76-Jährige ist in Großenritte geboren und aufgewachsen, viele kennen sie als Buchautorin und Darstellerin der Märchenfrau Dorothea Viehmann. Ahrends Beiträge stammen aus ihrem Band „Rote Kirschen ess' ich gern", der [[1997]] erschien und inzwischen vergriffen ist. |
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==Neue Stiefel von den Amis== | ==Neue Stiefel von den Amis== | ||
− | * ''' | + | * '''In den Nachkriegsjahren halfen die Vereinigten Staaten auch Großenritter Familien''' |
− | In unregelmäßigen Abständen erhielt das Pfarramt in Großenritte Care-Pakete mit Bekleidung und Schuhen aus Amerika, die von „Care“, einer Hilfsorganisation der amerikanischen Bevölkerung, gespendet waren. Der Inhalt wurde dann nach Hilfsbedürftigkeit an die Bevölkerung verteilt. | + | In unregelmäßigen Abständen erhielt das Pfarramt in [[Großenritte]] Care-Pakete mit Bekleidung und Schuhen aus Amerika, die von „Care“, einer Hilfsorganisation der amerikanischen Bevölkerung, gespendet waren. Der Inhalt wurde dann nach Hilfsbedürftigkeit an die Bevölkerung verteilt. |
− | Ein Care-Paket ist eingetroffen: Über solche Unterstützung aus den USA herrschte stets große Freude, zumal manchmal sogar Schokolade dabei war. | + | Ein Care-Paket ist eingetroffen: Über solche Unterstützung aus den USA herrschte stets große Freude, zumal manchmal sogar Schokolade dabei war. |
Ich hatte das große Glück, ein Paar braune „Ami-Schuhe“, das waren halbhohe Stiefel aus Armeebeständen, nach der Zuteilung mein eigen zu nennen. | Ich hatte das große Glück, ein Paar braune „Ami-Schuhe“, das waren halbhohe Stiefel aus Armeebeständen, nach der Zuteilung mein eigen zu nennen. | ||
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Mein späterer Ehemann und ich wollten uns damals am Kasseler Rathaus bei Pausewang treffen – beim ausgestopften Pferd, das in dem Schaufenster stand. Dann kam ich mit den besagten Ami-Schuhen im wahrsten Sinne des Wortes die Königsstraße hochgestiefelt. Später hat er mir gestanden, dass er bei diesem Anblick eigentlich schnellstens Leine ziehen wollte. | Mein späterer Ehemann und ich wollten uns damals am Kasseler Rathaus bei Pausewang treffen – beim ausgestopften Pferd, das in dem Schaufenster stand. Dann kam ich mit den besagten Ami-Schuhen im wahrsten Sinne des Wortes die Königsstraße hochgestiefelt. Später hat er mir gestanden, dass er bei diesem Anblick eigentlich schnellstens Leine ziehen wollte. | ||
Die Quäkerspeisung war eine Spende der amerikanischen Hilfsorganisation „Quäker“, die auch den Schulkindern der Stadt Kassel zugute gekommen ist. | Die Quäkerspeisung war eine Spende der amerikanischen Hilfsorganisation „Quäker“, die auch den Schulkindern der Stadt Kassel zugute gekommen ist. | ||
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Da ich zu der damaligen Zeit die Heinrich-Schütz-Schule in Kassel besuchte, kam auch ich in diesen Genuss. An jedem Schultag nach der zweiten Unterrichtsstunde erfolgte die Ausgabe der Schulspeise, welche in großen Kübeln oder Paketen angeliefert wurde. Es gab Kakao mit dicken Rosinenbrötchen, Erbsensuppe oder Kakao-Hafer-Suppe, außerdem manchmal als Sonderration Cadbury-Schokolade. | Da ich zu der damaligen Zeit die Heinrich-Schütz-Schule in Kassel besuchte, kam auch ich in diesen Genuss. An jedem Schultag nach der zweiten Unterrichtsstunde erfolgte die Ausgabe der Schulspeise, welche in großen Kübeln oder Paketen angeliefert wurde. Es gab Kakao mit dicken Rosinenbrötchen, Erbsensuppe oder Kakao-Hafer-Suppe, außerdem manchmal als Sonderration Cadbury-Schokolade. | ||
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Einige aus den Klassen, die in der zweiten Unterrichtsstunde Turnen hatten, durften anschließend helfen, diese Speisen zu verteilen. Glück hatten die Schülerinnen, die bei der Turnlehrerin gut angesehen waren. | Einige aus den Klassen, die in der zweiten Unterrichtsstunde Turnen hatten, durften anschließend helfen, diese Speisen zu verteilen. Glück hatten die Schülerinnen, die bei der Turnlehrerin gut angesehen waren. | ||
Für die Verteiler gab es natürlich eine Extra-Portion Essen und noch ein Stück Cadbury-Schokolade. Auch ich durfte einige Male beim Austeilen der Schulspeise behilflich sein. | Für die Verteiler gab es natürlich eine Extra-Portion Essen und noch ein Stück Cadbury-Schokolade. Auch ich durfte einige Male beim Austeilen der Schulspeise behilflich sein. |
Version vom 15. November 2011, 16:30 Uhr
Ria Ahrend (76), geborene Koch, stammt aus Großenritte und lebt in Altenritte. Sie hat fünf Bücher veröffentlicht, teilweise in Mundart, die zumeist vergriffen sind. Ahrend schlüpft auch seit Jahren ins Kostüm der Grimm'schen Märchenlieferantin Dorothea Viehmann, fotografiert und filmt Viele Beiträge der Autorin laufen im Bürgerfernsehen Offener Kanal Kassel, in der HNA war schon manches ihrer Fotos zu sehen. Ahrend -verheiratet, drei Kinder, sechs Enkel - ist gelernte Versicherungskauffrau. Sie arbeitet noch immer in der Druckerei der Familie mit.
- Zu unserer historischen Serie, für die bisher Adam Ritze (75) aus Hertingshausen schrieb, trägt Ria Ahrend aus Altenritte nun einige Folgen bei. Die 76-Jährige ist in Großenritte geboren und aufgewachsen, viele kennen sie als Buchautorin und Darstellerin der Märchenfrau Dorothea Viehmann. Ahrends Beiträge stammen aus ihrem Band „Rote Kirschen ess' ich gern", der 1997 erschien und inzwischen vergriffen ist.
Neue Stiefel von den Amis
- In den Nachkriegsjahren halfen die Vereinigten Staaten auch Großenritter Familien
In unregelmäßigen Abständen erhielt das Pfarramt in Großenritte Care-Pakete mit Bekleidung und Schuhen aus Amerika, die von „Care“, einer Hilfsorganisation der amerikanischen Bevölkerung, gespendet waren. Der Inhalt wurde dann nach Hilfsbedürftigkeit an die Bevölkerung verteilt.
Ein Care-Paket ist eingetroffen: Über solche Unterstützung aus den USA herrschte stets große Freude, zumal manchmal sogar Schokolade dabei war. Ich hatte das große Glück, ein Paar braune „Ami-Schuhe“, das waren halbhohe Stiefel aus Armeebeständen, nach der Zuteilung mein eigen zu nennen.
Mein späterer Ehemann und ich wollten uns damals am Kasseler Rathaus bei Pausewang treffen – beim ausgestopften Pferd, das in dem Schaufenster stand. Dann kam ich mit den besagten Ami-Schuhen im wahrsten Sinne des Wortes die Königsstraße hochgestiefelt. Später hat er mir gestanden, dass er bei diesem Anblick eigentlich schnellstens Leine ziehen wollte. Die Quäkerspeisung war eine Spende der amerikanischen Hilfsorganisation „Quäker“, die auch den Schulkindern der Stadt Kassel zugute gekommen ist.
Da ich zu der damaligen Zeit die Heinrich-Schütz-Schule in Kassel besuchte, kam auch ich in diesen Genuss. An jedem Schultag nach der zweiten Unterrichtsstunde erfolgte die Ausgabe der Schulspeise, welche in großen Kübeln oder Paketen angeliefert wurde. Es gab Kakao mit dicken Rosinenbrötchen, Erbsensuppe oder Kakao-Hafer-Suppe, außerdem manchmal als Sonderration Cadbury-Schokolade.
Einige aus den Klassen, die in der zweiten Unterrichtsstunde Turnen hatten, durften anschließend helfen, diese Speisen zu verteilen. Glück hatten die Schülerinnen, die bei der Turnlehrerin gut angesehen waren. Für die Verteiler gab es natürlich eine Extra-Portion Essen und noch ein Stück Cadbury-Schokolade. Auch ich durfte einige Male beim Austeilen der Schulspeise behilflich sein. Von Ria Ahrend
Siehe auch
- Adam Ritze
- Baunatal
- Bauna
- Der Chronist der VW-Stadt Baunatal
- Baunatal und seine Brücken
- Henschel - Flugmotorenwerk
- Henschel
- Familie Henschel
Weblinks
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